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Enerige & Management > Windkraft Onshore - „Bauen größere Turbinen, wenn der Markt danach lechzt“
Hersteller-Podium in Bad Driburg mit (v. l.) Thomas Ufermann (Vestas), Joandre Galarza (Nordex), Thomas Bergmann (Siemens) und Benjamin Seifert (Enercon). Quelle: E&M / Volker Stephan
WINDKRAFT ONSHORE:
„Bauen größere Turbinen, wenn der Markt danach lechzt“
Die Genehmigungszahlen für Windkraftprojekte an Land schnellen in die Höhe. Die Turbinenhersteller glauben, rechtzeitig liefern zu können. Über die Anlage der Zukunft herrscht Dissens.
 
Das Rekordjahr 2024 hat bereits jetzt Genehmigungen von Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von über 11.000 MW erbracht. Um diese auch in die Landschaft stellen zu können, müssen die Hersteller liefern. Das können sie, hieß es auf einem Podium der Produzenten bei den Windenergietagen des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE NRW) am 22. November im ostwestfälischen Bad Driburg.

Wegen hausgemachter Probleme war der Vertreter von Siemens Gamesa mit Angaben zur Lieferfähigkeit etwas zurückhaltend. Thomas Bergmann, Vertriebsleiter für Nord- und Westdeutschland, konnte noch nicht genau sagen, wann die Plattformen 4.X und 5.X zurück an den Markt kommen. Wegen Schwierigkeiten und Qualitätsverlusten in der Produktion hatte die Tochter von Siemens Energy hier die Notbremse gezogen (wir berichteten). Noch stocke das Design der neuen Anlage, er sei sich aber sicher, „dass wir am Markt bleiben und Deutschland bedienen werden“, sagte Thomas Bergmann. 
Für Enercon betonte Benjamin Seifert, Chef für das Geschäft in Zentral- und Nordeuropa, die in den EEG-Ausschreibungen bezuschlagten Anlagen auch liefern zu können. Einen zu großen Zeit- und Erwartungsdruck wollte er nicht erkennen. Schließlich spiele bei einem Projekt immer auch die Zusage der Netzbetreiber über den Anschluss eine Rolle. „Das relativiert“, so Benjamin Seifert.

Vestas reaktiviert aus Kostengründen Stahlrohr-Türme

Für Nordex rechnet Joandre Galarza, Vertriebschef für die Mitte und den Süden Deutschlands, mit einer Lieferzeit von zwölf bis 14 Monaten nach Bestelleingang. Die Turmproduktion sei nun an zwei Standorten möglich. Dies helfe, die Lieferketten zu entlasten.

Thomas Ufermann, Vertriebsdirektor für den Westen Deutschlands beim dänischen Hersteller Vestas, brachte die Abhängigkeit vom Turmbau-Marktführer Max Bögl in die Debatte ein. Die lieferbare Menge an Türmen komme dem Wachstum am Markt „nicht so schnell nach“. Daher sei mit längeren Lieferzeiten zu rechnen, Vestas übergebe die Anlage „aber innerhalb der EEG-Fristen“. Nach einem Zuschlag hat ein Betreiber 30 Monate Zeit, ein Windkraftwerk in Betrieb zu nehmen, danach setzt es Strafzahlungen.

Aus Kostengründen wolle Vestas laut Thomas Ufermann die früher eingesetzten Stahlrohrtürme reaktivieren. Dies sei für die 6-MW-Plattformen typengeprüft. Ob auch 7-MW-Anlagen dafür infrage kommen, sei eine Überlegung.

Auf die Frage von Moderator Ralf Köpke, Sprecher des LEE NRW, verneinte Thomas Ufermann, dass Vestas auf eine noch leistungsstärkere Anlage abziele. Die V172 sei eingeführt, „wir wollen jetzt etwas Ruhe reinkommen lassen und die Entwicklung ein bisschen einfrieren“.

Ganz anders äußerte sich Thomas Bergmann von Siemens Gamesa zum Thema. „Wenn der Markt weiter nach größeren Maschinen lechzt, dann werden wir sie bauen.“ Hier sei das Unternehmen in „Lauerposition“. Zunächst werde Siemens Gamesa das zurückgenommene Modell 7.0-170 wieder an den Markt bringen.

Fairen Wettbewerb mit Chinesen „politisch erzwingen“

Benjamin Seifert sagte, wie Vestas plane auch Enercon keine weiteren Modellreihen. Für die E-175 stehe gerade der Prototyp, der mit einer hohen Verlässlichkeit und „ein bisschen Geduld“ ins Feld zu bringen sei.

Mit Blick auf immer leistungsstärkere Anlagen warf er ein: „Welcher Netzanschlusspunkt soll das noch leisten können?“ Da müsse man dann über ein Umspannwerk reden. Zudem sei der Schwertransport von großen Bauteilen und langen Rotoren schon jetzt eine Herausforderung und teuer. Eine Blattteilung würde wiederum neue technische Herausforderungen mit sich bringen.

Eine Herausforderung sehen alle Beteiligten im Eintritt chinesischer Player mit ihren stark subventionierten Anlagen auf dem deutschen Markt (siehe weiteren Bericht). Für Siemens Gamesa und Vestas sagten die Vertreter jeweils, ihre Unternehmen befänden sich bereits in anderen europäischen Staaten im Wettbewerb mit ihnen. Vestas, so Thomas Ufermann, habe sich teils zurückgezogen.

Thomas Bergmann von Siemens Gamesa hält derweil nichts davon, Deutschland durch Regulierung für China „dicht zu machen“. Ein fairer Wettbewerb sei „politisch ein Stück weit zu erzwingen“. Benjamin Seifert hofft auf entsprechende EU-Regelungen.
 

Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Freitag, 22.11.2024, 17:18 Uhr

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